
Kilian Benno Moll
Bischa 29
6822 Dünserberg
An Frau Landesrätin für Gesundheit Martina Rüscher, MBA MSc
Amt der Vorarlberger Landesregierung
Landhaus, Römerstraße 15
6901Bregenz
Dünserberg 6.1.2025
Betreff: Mit Wehmut und Hoffnung: Der Weg zu einem psychosozialen Netzwerk in Vorarlberg
Offener Brief an Frau Landesrätin Martina Rüscher
Sehr geehrte Frau Landesrätin Rüscher,
ich wende mich an Sie, weil mir ein Projekt sehr am Herzen liegt: der Aufbau eines psychosozialen Netzwerks, das den Menschen in Vorarlberg zugänglicher und sichtbarer gemacht werden sollte. In den vergangenen Monaten habe ich mit großem Engagement daran gearbeitet – durch zahlreiche Briefe, E-Mails, Telefonate und persönliche Gespräche. Ich war voller Hoffnung, dass dieses Vorhaben eine breite Unterstützung finden würde, da psychosoziale Betreuung für viele Menschen ein entscheidender Anker in schwierigen Zeiten sein kann.
Mein Ziel war und ist es, Menschen zu helfen, die mit Unsicherheiten, Stress oder existenziellen Sorgen kämpfen. Psychosoziale Betreuung bedeutet für mich mehr als nur ein Gespräch – sie ist ein Weg, Menschen Stabilität, Orientierung und Zuversicht zu geben. Gerade in unsicheren Zeiten, in denen viele mit persönlichen oder beruflichen Herausforderungen konfrontiert sind, braucht es ein starkes Netzwerk, das Halt gibt und Perspektiven eröffnet.
Über Weihnachten wurde mir besonders deutlich, wie dringend ein solches Angebot gebraucht wird. Zahlreiche Menschen haben mich kontaktiert, weil sie Unterstützung suchten – sei es durch Anrufe oder persönliche Gespräche. Diese Begegnungen waren bereichernd, zeigten aber auch, dass eine Einzelperson nicht in der Lage ist, diesen immensen Bedarf alleine zu decken. Es hat mich tief bewegt, zu sehen, wie viele Menschen nach Orientierung suchen, aber gleichzeitig auch schmerzlich erkennen lassen, dass wir in Vorarlberg zu wenig strukturierte Angebote in diesem Bereich haben.
Psychosoziale Betreuung hat das Potenzial, Menschen in den unterschiedlichsten Lebenssituationen zu begleiten und zu stärken. Sie bietet Orientierung in schwierigen Zeiten, schafft Raum für Reflexion und hilft, Belastungen besser zu bewältigen. Egal ob im beruflichen oder privaten Kontext – die Fähigkeit, frühzeitig Unterstützung zu erhalten, fördert nicht nur das persönliche Wohlbefinden, sondern stärkt auch das soziale Umfeld und die Gemeinschaft. Diese Arbeit verbindet präventive Ansätze mit akuter Hilfe und zeigt, dass es Wege gibt, Herausforderungen zu meistern, ohne allein damit kämpfen zu müssen. Sie kann langfristig echte Veränderungen bewirken und trägt dazu bei, Menschen zu motivieren und ihnen neue Perspektiven zu eröffnen.
Ich habe in den vergangenen Monaten zahlreiche wertvolle Gespräche geführt und viel Unterstützung von Einzelpersonen erfahren. Doch mit Wehmut musste ich feststellen, dass es in Vorarlberg schwierig ist, dieses Thema bei den richtigen Stellen zu platzieren. Trotz aller Bemühungen blieben viele Rückmeldungen aus, und anstelle von Unterstützung erhielt ich beispielsweise auf meinen Vorschlag, kostenlose Vorträge zu halten, die Empfehlung, eine Anzeige zu schalten – und das zu einem fixen Preis. Solche Erfahrungen machen deutlich, wie schwer es ist, in unserem Bundesland echte Veränderungen anzustoßen.
Dabei verfügt Österreich über eines der besten Systeme für psychosoziale Beratung und Coaching. Lebens- und Sozialberater absolvieren eine fundierte Ausbildung auf höchsten Standards, die durch regelmäßige Weiterbildungen stetig erweitert wird. Unter www.lebensberater.at sind die vielfältigen Fachgebiete und Spezialisierungen dieser Berufsgruppe einsehbar. International genießt psychosoziale Beratung und Coaching großes Ansehen, und auch in Österreich wird es besonders hochgeschätzt. Umso bedauerlicher ist es, dass diese wertvolle Arbeit in Vorarlberg bislang noch nicht die Aufmerksamkeit und Anerkennung erhält, die sie verdient.
Mein persönliches Gespräch mit Ihnen hat mich voller Freude und Zuversicht erfüllt. Ihre optimistische Haltung und Offenheit ließen mich glauben, dass dieses Projekt eine reale Chance bekommen könnte und konkrete Schritte möglich wären. Leider erhielt ich im Anschluss lediglich die Rückmeldung von Ihrem Büro, dass alles in Ordnung sei, ohne dass weitere Maßnahmen in Aussicht gestellt wurden.
Ich bin mir bewusst, dass viele Projekte und Initiativen derzeit auf Sparflamme laufen und Ressourcen begrenzt sind. Doch als selbstständige Person stehe ich vor der Herausforderung, nicht nur gesellschaftliches Engagement zu zeigen, sondern auch meinen Lebensunterhalt zu sichern. Der Aufbau eines solchen Netzwerks erfordert erhebliche Zeit, Energie und finanzielle Mittel, die ich nicht alleine aufbringen kann. Ich muss meine Selbstständigkeit und meine beruflichen Verpflichtungen im Blick behalten, um meine Kosten zu decken und meine Arbeit langfristig fortsetzen zu können.
Leider sehe ich mich daher gezwungen, dieses Vorhaben vorerst zu pausieren. Der organisatorische und zeitliche Aufwand ist für eine Einzelperson nicht zu bewältigen, und die fehlende Unterstützung macht es schwer, das Projekt allein voranzutreiben. Mit Wehmut stelle ich fest, dass dieses Anliegen in Vorarlberg nicht an den richtigen Stellen Gehör findet. Dennoch möchte ich betonen: Dies ist kein Abschied, sondern lediglich eine Pause. Ich lege das Projekt zur Seite, bis die notwendigen Ressourcen und Unterstützungen vorhanden sind, um es wieder aufzugreifen.
Ein funktionierendes psychosoziales Netzwerk braucht Mut zur Veränderung, Zusammenarbeit und die Bereitschaft, in die Menschen zu investieren. Es wäre nicht nur langfristig kostengünstiger, sondern auch menschlicher, Menschen frühzeitig zu begleiten und ihnen Perspektiven zu geben, statt erst bei Krisen oder Notlagen reagieren zu müssen.
Ich bin stolz auf die Schritte, die ich bisher gegangen bin, und dankbar für die wertvollen Begegnungen und die Medien, die meine Botschaft unterstützt haben. Mein Wunsch bleibt es, in Vorarlberg etwas zu bewegen und die Bedeutung psychosozialer Betreuung ins Bewusstsein der Menschen zu rücken. Und ich bin bereit, dieses Projekt jederzeit wieder aufzugreifen – gemeinsam mit allen, die an Veränderung glauben und aktiv mitwirken möchten.
Mit Wehmut, aber auch Zuversicht und Hoffnung auf eine bessere Zukunft für psychosoziale Betreuung, freue ich mich darauf, dieses Vorhaben weiterzuführen, sobald die Rahmenbedingungen es zulassen.
Mit herzlichen Grüßen
Kilian Benno Moll
Lebens- und Sozialberater – Psychosozialer Berater, KIT-Mitglied & Feuerwehrmann
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